Am 05.06. sind Bernd Tintelnot, Dirk von Ohlen, Manfred Stoffels und Peter Fischer das Wochenende zum Militär- und Festungsmuseum Full-Reuenthal in die Schweiz aufgebrochen.

Nach 610 überwiegenden Autobahnkilometern ohne viel Staus haben wir gegen 18:30 Uhr in Rickenbach (Nähe Freiburg) unser Quartier bezogen, um anschließend im Nachbarort das ausgefallene Mittagessen nachzuholen und noch gemütlich zusammen zu sitzen.

Nach üppigem Frühstück sind wir am Samstagmorgen wieder mit Bernd`s Bulli die letzten 27 Kilometer Wegstrecke in die Schweiz gefahren.

In Full-Reuenthal empfing uns dann Gerold Handschin, ein technischer „Museumshelfer“ und zwei seiner Mitstreiter ganz herzlich und für uns ungewöhnlich in Schweizer Flecktarn-Reservistenbekleidung.

Das Museum besteht aus mehreren riesigen Hallen, u.a. Werkstatt für die Instandsetzung beschädigter Fahrzeuge sowie einer Abstellhalle für Kfz, in der dicht gedrängt Panzer, PKW und LKW, auch ausländischer Fabrikate (Leopard 1, T-54) fahrbereit geparkt waren. Natürlich sind wir dort (eigentlich nicht für Besucher gestattet) durchgeschleust worden. Alle vorhandenen Kraftfahrzeuge werden z.B. an „offenen Tagen“ vor Publikum auf der hauseigenen „Teststrecke“ vorgeführt bzw. für Mitfahrten bereitgestellt.

In der „Haupthalle“ befindet sich der letzte von ursprünglich auf acht Bahnen eingesetzte Panzer-Fahrsimulator (FASIP), der im mechanisierten Ausbildungszentrum in Thun bis 2004 seinen Dienst getan hatte. Wie bei uns befand sich der Fahrschüler in dem Fahrerstand in einer detailgetreu nachgebildeten Kabine mit einem Bildschirm vor sich. Ungewöhnlich die Kupplung und der Startvorgang mit einem Hilfsmotor sowie die geschlossene Kabine. Dirk hatte das Vergnügen und durfte den Simulator bewegen…

Grundlage für das Gesamtsystem bildete ein ca. 12 m langes, detailliertes Geländemodell. Über diesem war ein Laufwagen mit Kamera und unten im „Gelände“ ein Fühler mit dem Objektiv der Kamera montiert. Entsprechend der Lenkbewegungen des Fahrers fuhr dieser Fühler durch das Gelände und übermittelte das aufgenommene Bild auf den Bildschirm vor dem Fahrer…das kennen wir doch?

2004 rettete eine Angehörige des Militärmuseums Full eine der FASIP-Anlagen vor der Verschrottung, demontierte sie in Thun und baute sie in Full wieder auf. Nach Wiederinbetriebnahme dieser einzig noch bestehenden Anlage funktionierte sie noch einige Jahre. Verschiedene Defekte in den Rechnern und in anderen elektronischen Anlageteilen führte dann aber zum endgültigen „Aus“ des FASIP. Gerold Handschin (ich war mal zu Besuch da und habe mir die Defekte angeschaut und erklärt, das könne man wieder instandsetzen und schon hatte ich ein neues Hobby!!) und einige engagierte Helfer schafften es in vielen hundert Arbeitsstunden, die defekten Teile aufzuspüren und nach und nach zu ersetzen.

Den größten Knackpunkt bildete der defekte Hauptrechner aus den 1970er Jahren. Dieser musste, aufgrund nicht mehr verfügbarer Ersatzteile, ersetzt werden Hierzu wurde ein neuer Hauptrechner konfiguriert und an die bestehende Anlage angepasst. Die in Papierform vorhandenen Programmteile des alten Rechners wurde in eine moderne Programmiersprache übersetzt und neu eingegeben. In weiteren Teilschritten wurden Kamera, Bildschirm und Geländebeleuchtung erneuert bzw. ersetzt. Die Instandsetzung des FASIP wurde Ende Juli 2020 abgeschlossen. Der Fahrsimulator kann nun z.B. für 10 min Straßen- und Geländefahrt + 15 min Einführung für 40 Schweizer Franken (CHF) angemietet werden. An den Fahrtagen ist er dann tatsächlich sehr oft ausgebucht.

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Manni hat natürlich in Gerold Handschin einen kongenialen Mitstreiter gefunden und lange Zeit  „Fachchinesisch“ mit ihm geredet und debattiert. Im Ergebnis bleibt festzuhalten, dass es sich bei dem Schweizer System um eine jüngere Variante als unser Augustdorfer „Schätzchen“ handelt. Wir haben damit weiterhin das älteste analoge Panzerfahrsimulatorsystem weltweit!!

Natürlich haben wir eine ausgiebige Führung über die vielen, vielen Exponate erhalten, vom Militärfahrrad bis zu Schweizer Marinebooten und -geschützen war alles dabei. Umwerfend auch eine Sammlung von 30.000 (!) Zinnsoldaten, die in Glasvitrinen aufgestellt historische Schlachten nachbildeten. Unser Schweizer Führer hatte zudem noch zahlreiche Anekdoten parat, so dass die Zeit viel zu schnell vorbeigeflogen ist.

Spätnachmittags rückten wir dann wieder nach Ricklingen ab, nicht ohne die Schweizer „Kameraden“ zu einem Gegenbesuch nach Augustdorf einzuladen und uns ebenfalls herzlich für Führung, Kaffee und die vielen Stunden der Betreuung zu bedanken. Am frühen Sonntagabend sind wir dann wieder-mit kurzem Abstecher nach Frankreich - zu Hause eingetroffen, nach vielen unvergessenen Eindrücken und Erlebnissen in einer beispiellosen Militaria Sammlung in Full-Reuenthal in der Schweiz, unmittelbar am Rhein gelegen.

Peter F.

 

Militär- und Festungsmuseum Full-Reuenthal

General Guisan-Straße 1

CH-5324 Full

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Tel: +41 62 772 36 06

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